Stefan Wagner, archwas.com

'Wer die Wahl hat, ist Tourist'

Eine Kombination und Gegenüberstellung
von Tourismus und politischem Raum unter dem
gemeinsamen Deckmantel der Wahl.
Die politische Wahl, mit ihren materiellen aber
vorhersehbaren Auswirkungen spiegelt sich
in der Linse der Wahl eines beliebig anpassbaren
aber immateriellem touristischen Produktes.

Entweder die Attraktion oder die Sehenswürdigkeit.
Entweder die reizvolle Landschaft oder das Wetter.
Einem Touristen kommt alles erdenkliche vor die Linse.
Die Linse wird zum wichtigsten Vermittler zwischen
Realität und deren Abbild. Die Wahl an unterschiedlichen
Konfigurationen von Brennweite, Tiefenschärfe, Zeiten scheint unendlich.
Dazu kommt das sich stätig verändernde Motiv der gesamten Welt.
Zusätzlich zählt für den Touristen nicht das Foto ansich,
sonderen dessen immaterieller Wert.
Also die ganze Auswahl an erlebten Gefühlen,
Sehnsucht, Liebe, Freundschaft, Freiheit
Fernweh, Vergangenheit, Sonne usw.
Obwohl die Wahl also unendlich groß ist und
es nie zwei identische Fotos geben wird,
sehen alle Touristenfotos trotzdem gleich aus.

Entweder rot oder schwarz.
Entweder grün oder orange.
Die Macht des Kreuzes als Markierung und Zukunftsvision
scheint nur oberflächlich als Gewinn.
Es verlangt eine Wahl zu treffen und setzt Wissen
über Inhalt vorraus.
Zu wissen was man wählt folgt also einer sorgfältigen Prüfung
der Inhalte. Die Entscheidung soll Tragweite implizieren und gut überlegt sein.
Zuerst ist sie Symbol für Hoffnung, Bestätigung oder Erneuerung.
Danach zählen aber nur mehr die, meist nicht vorhandenen,
materiellen Transformationen dieser Gedanken. Die Erwartungen einer
sorgfältigen Auswahl werden durch schon bekannte und wiederkehrende
Elemente enttäuscht.
Wie groß die Wahl auch sei und welches Ergebins sie auch immer bringt,
die Auswirkungen und Inhalte bleiben trotzdem gleich.

Für sich stehend also zwei negativ behaftete Ansichten.
Da beide aber auch positive Dinge beinhalten,
liegt in der Kombination und der gegenseitigen
Abhängichkeit ein Vorschlag für Touristen.

Man möge die Linse seines Fotoapparates mit
der selben Sorgfalt bewegen mit der bei der
nächsten Wahl eine Entscheidung getroffen wird.